Überfahrt mit der Fähre

Um mit seinem eigenem Motorrad nach Irland anzureisen gibt es zwar viele Möglichkeiten, aber die einzig sinnvollste ist, so glaube ich jedenfalls, die Reise mit einer Fähre. Ich bin schon zum zweiten Male mit der Fähre nach Irland gefahren und muss zugeben es hört sich aufregender an als es ist.

Was hat man nicht schon in seinem Umfeld für waghalsige Geschichten gehört, wenn es um die Erfahrungen mit Fähren in Zusammenhang mit Motorrädern geht. Auch ich war vor meiner ersten Überfahrt etwas unsicher und habe im Netz nach Beispielen gesucht. Heute weiß ich, dass dies ein großer Fehler war. Von umgestürzten Fahrzeugen und unsachgemäßer Befestigung, extrem starkem Seegang und Stürzen bei Ein- und/oder Ausfahrt und sonstigen abenteuerlichen Erfahrungen habe ich dort gelesen. Danach war es mir Angst und Bange ob ich das Ganze wirklich wagen sollte.

„No Risk, no Fun!“, so dachte ich mir beim ersten Mal. Jedoch bin ich heute in diesem Bezug etwas entspannter. Selbstverständlich ist es so, dass immer etwas passieren kann. Und nach der ersten Erfahrung wusste ich auch nicht, ob dass nur eine Ausnahme war, oder Normalzustand.

Als Möglichkeit mit einer Fähre nach Irland zu kommen hat man die Möglichkeit via England zu fahren, oder direkt von Frankreich aus überzusetzen. In Frankreich sind mir zwei Ablagehäfen bekannt, die eine direkte Fährverbindung nach Irland haben. Cherbourg in der Normandie, sowie Roscoff in der Bretagne.

Ich bevorzuge Cherbourg, da es von und aus etwa 1000 Kilometer dorthin sind. Nach Roscoff sind es mal locker 200 Kilometer mehr und die Route würde auch noch via Paris führen. Eine Tatsache, die ich gerne umgehe. Ich finde die Strecke über Metz, Reims, Amiens, Le Havre und Caen am gemütlichsten zu fahren. Zwar teilweise etwas langweilig, aber dafür ist hier der Verkehr etwas ruhiger. Von Cherbourg aus, kann man sowohl nach Dublin, wie auch nach Rosslare Harbour im Südwesten Irlands, kommen. Da unsere Tour im Süden beginnen sollte, wählten wir also die Strecke Cherbourg-Rosslare und zurück. Als Abfahrtstag war Sonntag angesetzt. Hier konnten wir dann Samstags gemütlich starten und mit einer Übernachtung in Honfleur die Reise sehr entspannt angehen. Die Strecke am ersten Tag war zwar mit etwa 700 Kilometern schon recht stattlich, hatte aber den Vorteil, dass wir nicht im letzten Moment am Hafen ankamen. Nach einem gemütlichen Frühstück am Sonntag morgen ging es auf die letzen 300 Kilometer zur Fähre.

Unser Motorrad vor unserer Hoteltür in Honfleur.

Die Abfahrtszeit war mit 15 Uhr angegeben. Letzter Check-in war gegen 14 Uhr möglich. Wir kamen gegen 12 Uhr am Terminal in Cherbourg an und checkten gleich dort am Schalter ein. Das hatte den Vorteil, dass wir alle nötigen Unterlagen – und das waren, wie man in meinem letzten Beitrag lesen konnte – doch reichlich Papierkram, in einer Dokumentenmappe geordnet vorzeigen konnten und nicht am Fahrzeugschalter hantieren mussten. Das Übersetzen mit einer Fähre, bedeutet meistens etwas warten zu müssen – jedenfalls war es in unseren Fällen so. Nach der Öffnung der Fahrzeugschalter fuhren wir, da wir schon eingecheckt hatten, daran vorbei und standen nun erst einmal hinter den Schaltern und warteten bis es weiter ging. Nach einiger Zeit kamen einige Bedienstete und öffneten das zweite Tor. Nach Personal- und Ausreisekontrolle wurde uns eine Wartespur zugeordnet. Dort standen wir nun wieder und schauten zu, wie die ganzen LKWs einer nach dem anderen in den Bauch der Fähre verfrachtet wurde.

Blick auf die Fähre von unserem Wartepunkt aus.

Nun endlich kamen auch die Motorräder an die Reihe. Waren wir doch bei meiner ersten Reise 2019 nur zwei Motorradfahrer, sollen es diesmal über 20 sein. Wir folgten den Anweisungen des Personals und fuhren in die untere Ebene zu den Lkws und stellten unsere Maschinen hinter dem Aufgang ab. Sofort waren einige Bedienstete zur Stelle und wiesen uns an, unsere Motorräder im ersten Gang auf den Mittelständer abzustellen. Kaum geschehen übernahm das Personal die Sicherung der Motorräder. Alles Notwendige nahmen wir aus dem Frachtraum mit, da man während der Überfahrt nicht mehr zum Fahrzeug darf.

Wir schnappten uns also unsere sieben Sachen und gingen die Rolltreppe hinauf in den Personenbereich. Dort wies man uns den Weg zu unserer Kabine wo wir uns erst einmal zurecht machten. Wir nahmen eine Vierer-Kabine, dies war schon 2019 der Fall, damals allerdings notgedrungen, da ich erst sehr spät buchen konnte. Bereut hatte ich es nicht, bietet diese Kabine doch etwas mehr Raum als eine Zweier-Kabine. Nachdem wir uns umgezogen und frisch gemacht hatten, gingen wir auf das Deck und schauten beim Ablegen der Fähre zu.

Blick vom Deck der Fähre auf den Hafen von Cherbourg.

Nun hatten wir genügend Zeit das Schiff zu erkunden. Abendessen gab es ab 19 Uhr, wobei zu sagen ist, dass es sich hierbei stets um irische Zeit handelte. Also 20 Uhr europäische Zeit. Aber langweilig wurde es uns nicht. Nachdem wir uns das Schiff genauer betrachtet hatten, nutzten wir die Möglichkeit einen Kaffe und Kuchen im Café zu uns zu nehmen. Interessant war zu Beginn auch noch der Ausblick, konnte man doch hier die Fortanlage vor dem Hafen bestaunen.

Blick von der Fähre auf das östliche Fort der Hafeneinfahrt von Cherbourg.

Die Überfahrt zeigte sich am Nachmittag etwas ruppig, die See etwas rau. Dafür wurde man am nächsten Morgen mit einem wunderbaren Sonnenaufgang belohnt. Ein wunderbarer Ort um den Morgenkaffee zu genießen war das Außendeck. Zwar konnten wir keine Delphine sehen, wie 2019, aber so konnte der Tag beginnen. Die Fähre sollte laut Plan gegen 9 Uhr Ortszeit in Rosslare anlegen. Also machten wir uns nach dem Frühstück schon langsam bereit um anzulegen.

Blick von der Fähre in der keltischen See in Richtung aufgehender Sonne.

Gegen 9 Uhr war es soweit. Die Fähre legte nach einigen Wendemanövern am Kai von Rosslare Harbour an. Corona-bedingt dauerte es etwas, bis wir an unser Motorrad durften. Doch auch die Ausfahrt aus der Fähre dauerte etwas an. Durch die erweiterten Kontrollen mussten wir uns etwa eine halbe Stunde einreihen, bis uns die Einreisebeamten kontrollierten. Personalausweis, Meldebestätigung für das Einreiseformular und ein paar Fragen zu unserer Reise. Dann folgte noch der Hinweis, morgens per Mail den neuen Aufenthaltsort zu übermitteln, und schon waren wir auf der grünen Insel angekommen.